Was wir ausstrahlen in die Welt, die Wellen, die von unserem Sein ausgehen, das ist es, was von uns bleiben wird, wenn unser Sein längst dahingegangen ist. Viktor E. Frankl
Der Tod eines nahe stehenden, geliebten Menschen kommt oft unerwartet und plötzlich. Er löst eine traumatische Krise aus. Die Hinterbliebenen sind meist überwältigt von Gefühlen der Ohnmacht, überflutender Angst ausgelöst durch einen Schock.
Durch diese neurobiologischen Prozesse ist die Informationsverarbeitung, als auch das Gedächtnis beeinträchtigt. Zurückgebliebene befinden sich in einem absoluten Ausnahmezustand.
Das Wort “Trauma” kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Wunde. Der Verlauf einer traumatischen Krise kann in drei Phasen eingeteilt werden. Die Dauer der einzelnen Phasen ist abhängig von der Nähe zum Verstorbenen aber auch vom Umgang des Hinterbliebenen mit der Situation. (Lesen Sie hier mehr über Resilienz)
Schockphase | Einwirkungsphase | Erholungsphase |
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Bis zu 1 Woche | 2-3 Wochen | Ab ca. 3-4 Wochen |
Symptome: aufgeregt, betäubt, verwirrt, traurig, wütend, Depersonalisation, Derealisation | Intrusionen, Vermeidungsverhalten, Übererregung, emotionale Taubheit, Abwehr | Deutliche Erholungszeichen, Rückkehr in den (neuen) Alltag, Integration des Erlebnisses, wenn nicht: Gefahr der Chronifizierung! |
Schlafstörungen, Albträume, Inappetenz, Schweißausbrüche | Schlafstörungen, Inappetenz, Rückzug, Herzrasen, Kopfschmerzen, Flashbacks | Besserer Schlaf, besserer Appetit, wache Augen, beginnender Humor |
“Tod wird in unserer Gesellschaft nach wie vor verdrängt. Früher war das noch besser; da wurden Hinterbliebene von Freunden, Nachbarn oder sogar vom ganzen Dorf durch die schwierige Zeit getragen”, sagt Gerda Atteneder, die seit vielen Jahren als “Sterbeamme” tätig ist.
Heute bleibt Trauer oft hinter verschlossenen Türen und beschränkt sich auf den engeren Familienkreis, falls dieser überhaupt vorhanden ist. Trauernde geben an, nach einem Todesfall wieder schnell funktionieren und ihre Gefühle kontrollieren zu müssen. Selbst die Fähigkeit des Trauerns nimmt ab, was dazu führen kann, das diese unbewältigte Trauer krank macht.
Der Umgang mit dem Tod ist durchwegs etwas kulturelles und stark religiös geprägt. Während Christen an die Wiederauferstehung glauben, glauben Hindus an eine mehrfache Wiedergeburt, Atheisten wiederum an die Endgültigkeit des Todes.
Die Länge der Trauer ist individuell. Jeder trauert unterschiedlich. Es gibt kein richtig und kein falsch. Doch eines ist sicher: Wenn ein sehr naher Angehöriger stirbt, ist für den Hinterbliebenen nichts mehr wie vorher. Es braucht Zeit sich an die neue Lebenslage zu gewöhnen und mit der alten friedlich abzuschließen.
Für gewöhnlich sieht der Mensch nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit; was er übersieht, sind die vollen Scheunen der Vergangenheit. Im Vergangensein ist nämlich nichts unwiederbringlich verloren, vielmehr alles unverlierbar geborgen. Viktor E. Frankl
Trauernde haben oft Angst vor dem Vergessen. Es bleibt das Gefühl etwas verloren zu haben was wesentlich war und nicht wieder kommt. Das kann unter Umständen zu einer nicht zu unterschätzenden Bedrohung werden. So ist es hilfreich sich bewusst zu machen, dass die schönen Erinnerungen mit und an die geliebte Person selbst der Tod nicht nehmen kann.
Nach der Zeit intensiver Trauer kommt die Zeit sich wieder neu zu orientieren. Eine Veränderung der Bewertung der Situation findet statt. Bestenfalls kann die traumatische Erfahrung in die eigene Persönlichkeit und Lebensgeschichte integriert werden. Durch gezielte Trauerarbeit können neue Bewältigungsstrategien entwickelt werden und ein Wiederanknüpfen an einen neuen Alltag findet statt.
Tod bedeutet nicht zu vergessen. Ohne Liebe findet keine Trauer statt. Wenn Sie wissen möchten wie das Weiterlieben Trauernden hilft mit dem Verlust zu leben, besuchen Sie dazu unseren Workshop.
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