Was geschieht, wenn sich die Welt der Kreativität und die Welt der Psychologie treffen und sich paaren? Dieses Verschmelzen stellt eine Möglichkeit dar, die mal- und gestaltungstherapeutische (MGT) Methodik in die logotherapeutische (LT) Beratungslandschaft mit Klienten zu komponieren und dadurch produktive Synergien zu entwickeln. Innerhalb der Beratungs- und Therapieprozesse sind dann häufig überraschende Wendungen zu beobachten, die neue Erkenntnisse und Perspektiven eröffnen, die wiederum zu positiven Ergebnissen führen. Die MGT sowie die Logotherapie im Hier und Jetzt.
Als sechsjähriger Junge hatte ich in der Schuleinschreibung, ohne es zu wissen, wohl meine ersten Erfahrungen mit der Maltherapie gemacht. Als, quasi Reifeprüfung, erteilte man mir den Malauftrag: „Zeichne ein Haus mit Familie“. Das Ergebnis fruchtete und ich erntete den Bonus eines weiteren schulfreien Jahres. Die Erinnerung an Mamas Worte klingen mir noch in den Ohren, als wäre es erst gestern gewesen: „Bub, wie konntest du nur Hände und Fenster vergessen?“. Mit schulterzuckenden, kindlichen Gesten und zufriedenen Blickes wandte sich meine Aufmerksamkeit interessanteren Prioritäten wie Spielen & Co. zu.
Meine heutigen Erkenntnisse über die Maltherapie würden mich vermuten lassen, dass der „Bub“ seinerzeit in causa Schule, weder Hand anlegen, noch einen Blick ins Klassenzimmer wagen wollte. Bald ging diese Kindheitszeit in die Erinnerung der Jugend über und die großen Fragen des Lebens wurden von kleineren Fragen nach den eigenen Bedürfnissen, Existenzsicherung, Beruf, Karriere etc. verdrängt.
Als ich nach 15 Jahren Selbständigkeit in der Gastronomie, trotz voller Konten, eine Zeit der Trübsal erlitt, da mir jeglicher Lebenssinn gänzlich zu fehlen schien, war es unter anderem auch die Malerei, zu welcher ich fliehen konnte und die mich tröstete. Ich begab mich auf die Suche, den Sinn meines Lebens zu ergründen und zu finden. 2010 begann ich, als Kursleiter meiner eigenen Malschule, berufsbegleitend mit der Ausbildung zum Dipl. Lebens- und Sozialberater nach logotherapeutischen Methoden (ÖGL). 2013 entschloss ich mich zur Selbständigkeit in dieser Disziplin. Trotz Ausübung des Gelernten, war ich auf der Suche nach „Greifbarerem“, ohne wirklich zu wissen wonach ich eigentlich suchte.
In einer Supervisionsstunde mit meinem ehemaligen Ausbildner und Psychotherapeuten Dr. Klaus Gstirner, erkannte dieser meine Sehnsucht nach mehr und schlug mir vor die Lebensberatung mit der Liebe zur Malerei zu vereinen und die MGT zu kontaktieren. Dieser Ratschlag war für mich eine Offenbarung endlich meine Berufung gefunden zu haben. In der Ausbildung zum Lehrgang Dipl. MGT (2013-2016) in Kombination mit der Lebens- und Sozialberatung nach logotherapeutischen Methoden und meiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Malerei mit dem Bild, veränderte sich meine Berufslandschaft völlig zu Gunsten meiner KlientInnen, sowie meiner eigenen Euphorie und Qualifikation zum Beruf und Leben.
Die Mal- und Gestaltungstherapie ist ein psychodynamisches Therapieverfahren in welchem bildnerische Gestaltungen einen zentralen Stellenwert einnehmen. In einem therapeutischen Kontext sind Bilder ein wichtiges Kommunikationsmittel. Bilder und Gestaltungen hinterlassen einen tieferen Eindruck als Worte. Sie sind der bildnerische Ausdruck von Emotionen, Erfahrungen, Sehnsüchten und Visionen. Sie spiegeln sowohl Krisen und Belastungen als auch Ressourcen wieder und zeigen Möglichkeiten auf, wie man Symptome mindern oder beseitigen kann. (Vgl. www.mgt.or.at., Stand 30.03.2017).
Einige Ziele der Mal- und Gestaltungstherapie
„Die Aufgabe wechselt nicht nur von Mensch zu Mensch entsprechend der Einzigartigkeit jeder Person, sondern auch von Stunde zu Stunde, gemäß der Einmaligkeit jeder Situation.“
(Viktor Frankl; www.de.wikiquote.org, Stand 15.04.2017)
Weil die Logotherapie vorwiegend in der noetischen Dimension des Menschen ansetzt, gebraucht Frankl u.a. die Formulierung „Die Logotherapie ist eine Psychotherapie vom Geistigen her und auf Geistiges hin“ (LUKAS 20063, 21).
Der therapeutische Prozess der Maltherapie
In Konflikt- und Krisensituationen, sowie bei psychisch bedingten Erkrankungen können therapeutische Interventionen mit kreativen Medien und Methoden sehr hilfreich sein. Sie bieten Klienten die Möglichkeit, Innere Bilder und Emotionen auszudrücken. Dies schafft Erleichterung und unterstützt deren Bewusstwerdung. Die damit verbundene Aktivierung von schöpferischen Energien ist eine unserer größten Ressourcen. Bilder geben aber auch wichtige Hinweise auf vergangene und gegenwärtige biographische Themen. Im therapeutischen Bildgespräch werden Verbindungen dazu hergestellt und es wird an Lösungen von Blockaden und neuen stärkenden inneren Bildern gearbeitet. So können sich psychische und psychosomatische Krankheitssymptome in konstruktive Prozesse verwandeln. Diese Bewusstmachung unterstützt die Neuorganisation des Erlebens und des Verhaltens.
Besprechungs- und Interpretationsvorgang
Das Wesentliche am Besprechungsvorgang ist demgemäß, dass im Rahmen einer behutsam empathischen Gesprächsatmosphäre die Botschaft noch bewusster gemacht wird, die im Bild, das bewusste und unbewusste Inhalte verbindet, bereits enthalten und gestaltet ist. Es kommt dabei darauf an, mit dem Gestalter gemeinsam eine Sprache über sein Bild zu entwickeln, die fähig ist, sowohl eng am Bild zu bleiben wie auch die im Bild gestalteten Vorgänge als seelische Prozesse transparent zu machen. (Vgl. HENZLER/RIEDEL 2004, 25/58).
Die Triade des mal- und gestaltungstherapeutischen Setting
„Das Bild ist gleichsam ein Drittes zwischen dem Therapeuten und dem Klienten, es wird im Grunde ‚zwischen ihnen’ gemalt, ist wie eine Botschaft, wie ein Brief, der zwischen ihnen hin und her geht.(HENZLER/RIEDEL 2004, 43).
Alles Bemühen um den Einzelnen wird nicht umsonst sein, auch wenn es oft so aussieht als würden die angewandten therapeutischen Methoden nicht die Massen erreichen, sondern nur jene, die sich in Krisen befinden. Aber dort, wo es durch diese Kombination der Mal- und Gestaltungstherapie mit der Logotherapie im Leben eines Menschen zu einer Veränderung kommt, hat sich Sinn im Leben des Klienten bzw. der Klientin und auch des Therapeuten verwirklicht. Hierzu eine kleine Geschichte.
Ein furchtbarer Sturm kam auf. Der Orkan tobte. Das Meer wurde aufgewühlt und meterhohe Wellen brachen sich ohrenbetäubend laut am Strand. Nachdem das Unwetter langsam nachließ, klärte der Himmel wieder auf. Am Strand lagen aber unzählige von Seesternen, die von der Strömung an den Strand geworfen worden waren.
Ein kleiner Junge lief am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand
und warf sie zurück ins Meer. Ein Mann, der die Szene eine Zeitlang beobachtet hatte, ging zu dem Jungen und sagte: „Du dummer Junge! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste!“
Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer. Zu dem Mann sagte er: „Für ihn wird es etwas ändern“! (Vgl. POOSTCHI 20166, 39).
Autor: Maximilian Jantscher
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Buch:
„Mal- und Gestaltungstherapie in der logotherapeutischen Beratungslandschaft.“
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