Die Letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen. Viktor Frankl
Wir hetzen schon frühmorgens in die Arbeit, erledigen so viel wie möglich an einem Tag. Betreiben Multitasking so gut es eben geht und stehen ständig unter Strom. In unserer Freizeit wollen wir etwas tun, wollen was erleben, daher sind auch unsere Feierabende und Wochenenden voll von Terminen und 2 Do’s…
Wir stellen uns Worst-Case Szenarien vor. Unser Gehirn kennt keinen Unterschied zwischen Realität und Vorstellung, so lösen allein schon die Gedanken Stress aus.
Wir machen uns Sorgen, ärgern uns über Nachbarn, über Familienmitglieder, denken über Schlimmes nach was uns widerfahren ist. Kommen unseren Verpflichtungen kaum und kaum nach, haben Schwierigkeiten im Berufsleben, Partnerprobleme, Krankheiten… die Liste kann beliebig weitergeführt werden.
Dabei stellt kurzzeitiger Stress für den menschlichen Körper kein Problem dar. Doch fehlt der nötige Ausgleich, kann Stress allmählich chronisch werden und sich so negativ auf unseren Körper auswirken.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt über die Freiheiten die Sie dabei haben.
Stress ist eine Reaktion des Organismus auf psychisch belastende Situationen, die entweder von außen auf uns einwirken oder durch uns selbst ausgelöst werden. Der Körper antwortet dadurch mit dem Ausschütten von Stresshormonen (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol). Dadurch erhöht sich unsere Herzfrequenz, Blutdruck und Puls steigen, Muskeln beginnen zu zittern. Es kommt zu Schweißausbrüchen, die Atmung wird schneller, die Versorgung der Verdauungsorgane wird eingeschränkt, daher kommt es zu Übelkeit und Durchfall. Alles in allem haben wir ein angespanntes, unruhiges Körpergefühl.
Kommt es über einen längeren Zeitraum zu keiner Entspannung, gewöhnt sich der Körper quasi an den Stress und es kann zu enormen gesundheitlichen Risiken führen. Erhöhter Blutdruck, Erschöpfung und Psychosomatische Krankheiten können die Reaktionen unseres Körpers darauf sein.
Wenn also eine psychische Belastung, egal welcher Natur, auf eine körperliche Disposition trifft, KANN das zu Krankheiten führen, MUSS aber nicht!
Ein Überblick über die Folgen von Dauerstress auf unseren Körper
Mögliche Folgen von Stress | |
Gehirn |
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Auge, Ohr |
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Herz-Kreislauf |
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Muskulatur |
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Verdauungsorgane |
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Stoffwechsel |
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Immunsystem |
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Schmerz |
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Sexualität |
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Sie möchten wissen, was Sie selbst tun können um mit lange andauernden Stress besser umzugehen? Im nächsten Abschnitt wollen wir darauf eingehen, auf welche Bewältigungsstrategien Sie zurückgreifen können.
Auf klassische Bewältigungstrategien greifen wir ganz natürlich zurück, wenn wir kurzzeitig überfordert sind und uns noch gut reflektieren können. Selbstreflektion inkludiert die Fähigkeit, diese Stressoren überhaupt zu erkennen. Hilfreich in diesem Prozess können folgende Fragen sein:
Kurzfristig hilfreich in Stress-Zeiten ist es auf vorhandene Ressourcen zurückzugreifen oder frühere Ressourcen wieder zu aktivieren. Zu solchen Ressourcen gehören:
Mit Sinn Stress zu bewältigen, heißt über den Stress hinauszuwachsen.
Die logotherapeutische Vorgangsweise im Umgang mit Stress, egal welcher Art, ist in erster Linie das Erfassen von vorhandenen Ressourcen. Es kann helfen, die derzeitige Situation zu reflektieren, sich die Frage zu stellen: Bin ich Opfer meiner derzeitigen Lebenssituation oder habe ich die Freiheit diese zu gestalten? Durch das Bewusstmachen meiner Freiräume, trotz Stressoren in meinem Leben, kann ich Ressourcen entdecken an die ich vielleicht noch gar nicht gedacht habe.
Gespräche mit unbeteiligten Personen können sehr dabei helfen, die eigene Situation “von außen zu betrachten.”
Veränderungen die kleines bewirken können große Auswirkungen haben.
Kurze Entspannungszeiten, sich aus der Situation nehmen, das alles kann dazu führen, dass man sich nicht mehr so hilflos fühlt und wieder in den Selbst-Gestaltungs-Raum kommt.
Sinn heißt, etwas Nachhaltiges zu tun oder tun zu wollen. Dadurch entsteht ein Spannungsbogen zwischen den Werten die man hat und jenen die man gerne ausleben möchte. Als Mensch haben wir die Freiheit, uns für das zu entscheiden was für uns in der jeweiligen Situation am meisten Sinn macht. Wird demnach etwas in unserem Leben gefährdet, das besonders viel Sinn macht, reagieren wir mit Stress darauf. Dadurch bekommen wir den Impuls, etwas an dieser Situation zu verändern.
So hat Stress durchwegs etwas Positives. Er hilft uns unsere Kräfte zu mobilisieren und in unseren Leistungen zu wachsen. Wir strengen uns mehr an, suchen nach Lösungen und wenn wir es dann auch noch geschafft haben, tut es unserem Selbstwert gut.
Ein nicht außer Acht gelassener Zustand nach Dr. V. Frankl ist die Existentielle Frustration, die durch fehlende Werte oder Sinn im Leben entstehen kann. Bleibt der Mensch über einen langen Zeitraum ohne Lösung in dieser Sinnleere stecken, kann dies zu einem gefährlichen Existentiellen Vakuum kommen.
So kann es unter Umständen doch nötig sein, sich professionelle Hilfe etwa durch einen Lebensberater/ Psychosozialen Berater oder einen Therapeuten zu holen. Gemeinsam auf Sinnsuche zu gehen, führt oft schnell zum gewünschten Erfolg. Schon nach wenigen Treffen kann es zu einer Änderung der Sichtweise kommen. Das Leben erscheint einem wieder machbar…lebbar! Nach angespannten Zeiten folgen Zeiten der Entspannung…
Stress mobilisiert bestenfalls den Menschen, über sich hinaus zu wachsen und Dinge zu schaffen die sonst vielleicht nicht möglich wären. Andauernder Stress kann sich aber negativ auf unsere körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Die gute Nachricht: Als Menschen haben wir Gestaltungsfreiraum. Wir können uns in jeder Situation entscheiden, wie sinnvoll unsere Reaktion oder Handlung darauf ist.
Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von pixabay.
Inhalt: Teile dieses Artikels wurden der Diplomarbeit von Fr. Mag. Isabella Alihodic entnommen. Vielen Dank!